Prävention und Therapie
Februar 2020 - Ein Artikel von Holly Wilkinson, BSc, Ernährungswissenschafterin und Beraterin
In diesem Artikel möchte ich auf die
Ursachen, Prävention und
Therapie von der Wohlstandskrankheit Gicht bzw. Hyperurikämie eingehen, damit ich Ihnen einen praktischen Ein- und Überblick geben kann.
Weshalb wird die Gicht auch "Wohlstandskrankheit" genannt?
Das rührt tatsächlich daher, dass die betroffenen Personen nicht selten Übergewicht, eine ungesunde Ernährung, regelmäßigen Alkoholgenuss und Bewegungsmangel vorweisen! Am häufigsten (ca. 80%) trifft es Männer zwischen 40 und 60 Jahren. Frauen sind von der Gicht deutlich seltener betroffen und eher erst nach dem Eintreten der Wechseljahre.
Wie es jedoch tatsächlich zur Gicht kommt führe ich noch näher aus.
Woraus entsteht die Gicht und was hat Harnsäure damit zu tun?
Die Gicht macht sich durch starke, oft unvorhersehbar auftretende Schmerzen in den Gelenken bemerkbar, die tagelang anhalten können. Dies nennt man auch einen Gichtanfall und ein solcher tritt meist zuerst im Großzehen-Gelenk auf.
Die Gicht ist eine Stoffwechselerkrankung, bei der es zu einer erhöhten Harnsäure-Konzentration im Blut kommt. Dieser Zustand wird auch Hyperurikämie genannt und stellt ein Ungleichgewicht zwischen der Bildung und Ausscheidung von Harnsäure dar.
Ausgeschieden wird
Harnsäure vorwiegend über die Nieren. Funktioniert dies nicht ordentlich, können sich Harnsäure- oder Uratkristalle bilden, die sich in Gelenken, Sehnen, Haut und Nieren ablagern. Diese Ablagerungen verursachen in weiterer Folge Entzündungen, Schäden und Schmerzen. Nierensteine können langfristig überdies zu gefährlichen Nierenschäden führen!
Was genau ist Harnsäure?
Harnsäure entsteht ganz natürlich als Bei-Produkt beim Stoffwechsel. Es entsteht beim Abbau von den sogenannten Purinen.
Purine sind zwar nicht essentiell - sie werden aber von unserem Körper selbst gebildet. Sie sind wichtige Bestandteile unserer Zellen, genauer genommen der Nukleinsäure. Einerseits werden Purine beim Zerfall/Abbau von Zellen freigesetzt, andererseits nehmen wir sie über unsere Nahrung auf.
Je mehr Purine im Körper also anfallen, desto höher steigt die Harnsäure-Konzentration im Blut!
Zusammengefasst gibt es also folgende Möglichkeiten, weshalb es zu einer Hyperurikämie kommen kann:
- Der Körper scheidet über die Niere zu wenig Harnsäure aus (kann ein angeborener Stoffwechseldefekt sein).
- Man konsumiert über die Ernährung zu viele Lebensmittel, die Purin enthalten (einen Gichtanfall kann bereits eine sehr üppige Mahlzeit auslösen).
- Es zerfallen im Körper sehr viele Zellen, wodurch Purine freigesetzt werden (dies kann anderen Krankheiten wie Leukämie oder der Einnahme von bestimmten Medikamenten unterliegen!).
Therapeutische Maßnahmen
In erster Linie sind eine ärztliche Behandlung und Betreuung unausweichlich! Ihre praktische Ärztin kann Ihnen auf Sie abgestimmte Medikamente verschreiben. Je genauer man weiß, wie und weshalb die Erkrankung erst entstanden ist, desto besser können Sie eingestellt werden.
Es ist möglich, dass Ihnen für die Ernährung eine tägliche/wöchentliche Obergrenze an Harnsäure ärztlich vorgegeben wird! Diese sollte auf jeden Fall eingehalten werden. Um die Essensgestaltung einfacher zu machen, empfiehlt sich hier auf jeden Fall eine individuelle Ernährungsberatung mit einer Fachkraft.
In weiterer Folge werden die restlichen Aspekte Ihres Lebensstils beurteilt werden müssen. Übergewicht sollte vorsichtig und über einen längeren Zeitraum reduziert werden - denn radikalere Ansätze wie längeres Hungern oder Fasten sind kontraproduktiv und zusätzlich schädigend. Von jeglichen Extremen ist abzuraten!
Prävention und Linderung durch einen gesunden Lebensstil
Ich denke, wir sind uns einig, dass wir es gar nicht erst bis zur Gicht kommen lassen möchten und unser Risiko so niedrig wie möglich halten möchten - erst recht dann, wenn möglicherweise bereits andere Erkrankungen wie Diabetes Mellitus, Bluthochdruck oder ungünstige Blutfettwerte vorliegen.
Was können Sie also proaktiv tun, um Ihren Körper zu entlasten?
- Ein gesundes Körpergewicht sanft erreichen oder erhalten.
Von strengen Reduktionsdiäten, Fasten oder Hungerperioden ist abzuraten!
- Auf eine ausreichende Trinkmenge (Wasser, ungesüßter Tee) von zwei bis drei Litern achten (vorausgesetzt es gibt dafür keine gesundheitlichen Bedenken).
- Die Alkoholzufuhr reduzieren oder gar vollkommen sein lassen. Bei einer bereits bestehenden Erkrankung ist absolut von Alkohol abzuraten! Besonders Bier ist sehr reich an Purin!
- Regelmäßige Bewegung und Sport ermöglichen eine Senkung der Harnsäurekonzentration und begünstigen ein leichteres Gewichtsmanagement.
- Auf eine Ernährung umstellen, die nur wenig Purin enthält.
Ernährungsumstellung bei Gicht oder einem hohen Gichtrisiko
Jetzt möchte ich die Ernährung noch etwas im Detail beleuchten, damit Sie sich mehr darunter vorstellen können.
- Achten Sie auf eine purinarme Kost:
Falls Sie Fleisch essen, reduzieren Sie bitte die Gesamtmengen. Da ein Gichtanfall durch eine einzige Mahlzeit ausgelöst werden kann, reicht es nicht, nur die Wochenfrequenz zu reduzieren - es gilt, insgesamt die Portionsgröße zu reduzieren! Innereien sind besonders stark von Purinen betroffen und daher sollten diese möglicherweise gänzlich vermieden werden. Auch bestimmte Fischsorten wie Sardellen, Ölsardinen oder Hering sind äußerst purinhaltig und sollten je nach Ausgangslage gar nicht oder sehr reduziert verzehrt werden.
Hülsenfrüchte wie Erbsen, Bohnen und Linsen gelten auch als purinreich, stellen aber im Normalfall kein hohes Risiko dar. In normalen Mengen (ca. eine Tasse pro Tag) genossen, sind Hülsenfrüchte nämlich auch günstig hinsichtlich Bauchumfangs- und Cholesterinsenkung dank den darin enthaltenen Ballaststoffen!
- Fettarm kochen
Klassische fettige Waren wie Wurst oder fettes Fleisch sollten sowieso reduziert oder eliminiert werden. Aber auch bei der Zubereitung gilt eine möglichst fettarme Variante wie Grillen oder Dünsten als vorteilhaft! Fleisch kann in Brühe gekocht werden - die darin enthaltenen Purine gehen nämlich in das Wasser über. Auch Frittiertes sollte gemieden bzw. stark reduziert werden!
- Vitamin C nicht vernachlässigen
Dieses wasserlösliche Vitamin steht im Zusammenhang mit einer milden Reduktion von Harnsäure! Reichlich enthalten ist Vitamin C in Früchten, Gemüse und Kartoffeln!
- Purinarme Eiweißquellen bevorzugen
Milchprodukte und Eier gelten als purinarme Quellen für hochwertiges Eiweiß. Zusammen mit vernünftigen, vom/von der Ernährungsberater/in empfohlene Portionen von Hülsenfrüchten brauchen Sie sich keine Gedanken um Ihre Eiweißversorgung machen!
- Reichlich Obst und Gemüse
Hier gibt es kaum Einschränkungen! Einzig bei Spargel, Pilzen, Rosenkohl und Spinat sollten Sie täglich nicht mehr als eine halbe Tasse konsumieren.
Schlussendlich gilt es eine individuelle Beratung bei Ihrer Ärztin aufzusuchen und in weiterer Folge den Lebensstil kontrolliert, sicher und stressfrei umzustellen!
Es sei anzumerken, dass die hier angeführten Informationen allgemein sind und keine Selbstdiagnose oder ärztliche Beratung ersetzen!
Frau Dr. Sebald, ihr Team und auch ich stehen Ihnen gerne beratend zur Seite!
Quellen/ Nachweise:
https://www.drugs.com/cg/low-purine-diet.html
https://www.apotheken-umschau.de/Gicht
https://www.dgrh.de/Start/Patientenbereich.html
Studium Ernährungswissenschaft, Modul Diätologie
Über die Autorin:
Holly Wilkinson ist studierte Ernährungswissenschafterin und seit 7 Jahren angewandte Beraterin für Gewichtsmanagement und Ernährungsoptimierung!
Ihr Fokus liegt auf Prävention, Sporternährung und eine angenehme Integration gesundheitsfördernder Maßnahmen!